»Die Aufklärung zieht gegen Täuschung und Vorurtheil zu Felde.«
Was der Prediger und Publizist Andreas Riem 1788 lakonisch behauptet,
scheint den Konsens auch der heutigen Aufklärungsforschung zu
beschreiben: Die Entdeckung und Zerstörung der Vorurteile habe im
Interesse aller Aufklärer gelegen. Zur Gegenaufklärung wird
gerechnet, wer sich für Vorurteile ausspricht oder über Wege des
Umgangs mit ihnen nachdenkt. Die Studie zeigt, dass es eine
Verkürzung des aufklärerischen Diskurses wäre, betrachtete man das
Vorurteil nur als Objekt der Aufklärung, als einen der von ihr
anvisierten Angriffspunkte. Der Vorurteilsdiskurs wird vielmehr zum
entscheidenden Modus aufklärerischer Selbstbefragung, der
Selbstaufklärung der Aufklärung. Im literarischen und
popularphilosophischen Nachdenken über das Vorurteil werden
anthropologiebasierte Argumente wirksam. Sie erschüttern die
rationale Gewissheit, mit der Vorurteile kritisiert und durch Wahrheit
ersetzt werden sollten. Fragen nach der Funktion von Vorurteilen und
nach Wegen, mit ihnen umzugehen, ersetzen die systemphilosophischen
Fragen nach Begriff und Typologie. Anhand eines breiten Spektrums
deutscher und europäischer Quellen zeigt der Verfasser, dass es dem
Vorurteilsdiskurs des 18. Jahrhunderts mittels literarischer und
paraliterarischer Formen gelingt, Aufklärung als selbstreflexive
Urteilsbildung neu zu bestimmen.
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Der Vorurteilsdiskurs als Modus der Selbstaufklärung im 18. Jahrhundert
Produktdetaljer
ISBN
9783110909234
Publisert
2015
Utgave
1. utgave
Utgiver
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De Gruyter
Språk
Product language
Tysk
Format
Product format
Digital bok
Forfatter