"Warum schreiben die Journalisten nichts über Liberia, sondern immer nur über Somalia, wo es doch hier kaum besser geht?", fragte der Mitarbeiter einer Hilfsorganisation in Liberia kürzlich einen deutschen Journalisten. Seine Antwort: "Weil es keine ähnlich schockierenden Fernsehbilder sterbender Kinder aus Liberia gibt. Wahrscheinlich ist auch die Auf­ merksamkeit für Somalia nur vorübergehend, bis ein neues Modethema die Fernsehschirme erobert. " Dieses Gespräch über die Aufmerksamkeitsregeln der Mediengesell­ schaft wird in ähnlicher Form wohl in allen Kriegen, die medial unsicht­ bar und damit "folgenlos" bleiben, geführt: von Menschen, für die ein Krieg, der keine Mode (im Fernsehen) macht, dennoch sichtbar und fol­ genreich bleibt. Auf der anderen Seite werden kritische Fragen nach der Kriegsordnung der Medien gerade auch durch Kriege provoziert, denen mediale Aufmerksamkeit in besonderer Weise zuteil wurde: vorn ersten "Pressekrieg" (Krim-Krieg 1853-1856) über den ersten "Wohnzimmer­ krieg" (Vietnam 1964-1973) bis zum ersten "Krieg in Echtzeit" (Golf­ Krieg 1991), bei dem der US-Verteidigungsminister den Vollzug seiner Befehle im heimischen Fernsehsender 'live' verfolgen konnte. In diesem Reader über die Grundlagen und Perspektiven der Krisen­ kommunikation geht es vor allem um Kriege, die von Medien beobachtet und damit beobachtbar gemacht werden. Implizit rücken damit freilich auch die unsichtbaren Kriege ins Blickfeld. Denn Thematisierung und Nichtthematisierung von Krisen, Konflikten und Kriegen beruhen glei­ chermaßen auf bestimmten Strukturen und Funktionen des publizistischen Systems, in dem Journalisten, Publikum und Public Relations die Karten immer wieder neu und dennoch nach bestimmten Regeln mischen.
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" Dieses Gespräch über die Aufmerksamkeitsregeln der Mediengesell­ schaft wird in ähnlicher Form wohl in allen Kriegen, die medial unsicht­ bar und damit "folgenlos" bleiben, geführt: von Menschen, für die ein Krieg, der keine Mode (im Fernsehen) macht, dennoch sichtbar und fol­ genreich bleibt.
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1 Einführung.- Krisenkommunikation; Probleme, Konzepte, Perspektiven.- 2 Grundlagen der Krisenkommunikation.- 2.1 ‚Massen‘medien und ‚Massen‘krieg; Historische Annäherungen an eine unfriedliche Symbiose.- 2.2 Beschleunigung, Fiktionalisierung, Entertainisierung; Krisen (in) der „Informationsgesellschaft“.- 2.3 Zwischen Zensur und Verantwortung; Wie Journalisten (Kriege) konstruieren.- 2.4 Ist Aktualität noch aktuell?; Journalistische Selektivität und ihre Folgen.- 2.5 Die militarisierte Männlichkeit; Geschlechterverhältnisse — Medien — Krieg.- 2.6 Tyrannen, Aggressoren, Psychopathen; Deutsche Tageszeitungen und ihre Feindbilder.- 2.7 Den Medien vertrauen?; Glaubwürdigkeitskonzepte in der Krise.- 3 Der Golfkrieg — Reflexionen einer (Medien-)Krise.- 3.1 „Die wichtigste Story des Jahres“; Ziele eines Kriegsberichterstatters.- 3.2 „Ohne Zensur hätte der Krieg drei Tage gedauert“; Medien als friedensstiftende Ersatz-Politiker?.- 3.3 „Den Gegner irreführen, wo man kann“; Über Militärzensur und Journalistenideologie.- 3.4 „Schieres Bauerntheater“; Wie Medien instrumentalisiert werden.- 3.5 „Früher als die Zensur beginnt die Schere im Kopf“; Kriegsberichterstattung als ‚Männerbündelei‘.- 3.6 „Wir haben unseren eigenen Krieg ausgefochten“; Realität und Fiktionalität im Fernsehen.- 4 Zukunftskrisen: Alternativen und Perspektiven.- 4.1 Krisenkommunikation morgen; Zehn Vorschläge für eine andere Kriegsberichterstattung.- 4.2 Helden in Cyberspace; Journalismus im elektronischen Krieg.- 4.3 Gibt es einen Dritten Weg?; Alternative Medien und das Konzept „Gegenöffentlichkeit“.- 5 Bibliographie Krisenkommunikation.- 6 Tabellen und Abbildungen.- 7 Über die Autorinnen und Autoren.
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Produktdetaljer

ISBN
9783531123325
Publisert
1993-01-01
Utgiver
Vendor
Springer vs
Aldersnivå
Professional/practitioner, P, 06
Språk
Product language
Tysk
Format
Product format
Heftet
Antall sider
276

Biographical note

Dr. Martin Löffelholz ist wissenschaftlicher Angestellter und Leiter der Studiengruppe Internationale Kommunikation an der Universität Münster.