Grounded theory ist in letzten drei Jahrzehnten zu einem der am
weitesten ver breiteten Verfahren der qualitativ-interpretativen
Sozialforschung geworden. Grounded theory hat sich aber auch zu einem
der am häufigsten gebrauchten Schlagworte im Zusammenhang mit
qualitativer Sozialforschung entwickelt. Reihenweise wird sich in den
Methodenteilen qualitativ-empirischer Studien auf dieses Verfahren
berufen, als ließen sich damit die höheren Weihen interpre tativer
Sozialforschung erlangen. Leider beschleicht den Leser und die Leserin
beim Studium solcher Forschungsberichte nicht selten der Verdacht,
dass man gerade dann gerne nach dem Gütesiegel >grounded theory'
greift, wenn man selbst nicht so recht weiß, wie man zu Ergebnissen
gekommen und welchem Verfahren man dabei gefolgt ist. Dafür gibt es
Gründe, gute und schlechte. Zu den guten zählt, dass grounded theory
sich weniger als präskriptives >Verfahren, versteht, dem haargenau zu
folgen wäre. Vielmehr ist grounded theory eher gedacht als eine
konzeptuell verdichtete, methodologisch begründete und in sich
konsistente Sammlung von Vorschlägen, die sich für die Erzeugung
gehaltvoller Theorien über sozialwissenschaftliche
Gegenstandsbereiche als nützlich erwiesen haben. Zu den schlechten
Gründen für die Etikettierung von Studien als grounded
theory-basiert zählt das weit verbreitete Missverständnis, die wie
auch immer be schaffene Verknüpfung von qualitativen Daten mit
theoretischen Aussagen oder auch nur die ausschweifende Paraphrase
empirischer Daten sei schon durch die Rede von der empirisch
begründeten Theoriebildung gedeckt. Das ist natürlich nicht der Fall
und von keinem der bei den Begründer der grounded theory so gemeint.
Les mer
Zur sozialtheoretischen und epistemologischen Fundierung des Verfahrens der empirisch begründeten Theoriebildung
Produktdetaljer
ISBN
9783322950154
Publisert
2020
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Vs Verlag Fur Sozialwissenschaften
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Tysk
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Product format
Digital bok
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