Zwischen 1939 und 1945 wurden mindestens 160 - 200.000 psychisch kranke und behinderte Menschenim Gebiet des damaligen Deutschen Reichs getötet. Im Rahmen der nationalsozialistischen „Euthanasie-Programme“ waren Psychiater maßgeblich an der Initiative, Rechtfertigung, Planung und Durchführung dieserTötungen beteiligt. Nach Jahrzehnten des Schweigens und Verdrängens hatten Forscherinnen und Forscher inden 1980er Jahren damit begonnen, die Geschichte der Psychiatrie im so genannten „Dritten Reich“ intensivzu untersuchen und das Ausmaß der Taten detailliert zu erfassen.Viel zu lange hatte die deutsche Psychiatrie, haben Psychiater und Psychiaterinnen die Fragen nicht beantwortetund die Dokumente nicht veröffentlicht, die die Verstrickung des eigenen Faches in die Euthanasieaktionender NS-Diktatur ans Licht gebracht hätten. Und viel zu lange auch wurde von den später Geborenenstille Rücksicht genommen auf die schweigenden Kolleginnen und Kollegen. Eine ganze Generation, fast 40Jahre, hat es gebraucht, bis die Psychiatrie in Deutschland in der Lage war, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen.40 Jahre, in denen die Opfer vergessen und ihre Anklagen ignoriert wurden, die Kinderund Angehörigen der Ermordeten, die Zwangssterilisierten und auch die aus ihren Ämtern gedrängten undemigrierten Psychiater.Um die Verstrickungen der Psychiatrie auch dem institutionellen Vergessen zu entreißen, hat die DeutscheGesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) im Jahr 2010 eine unabhängigeinternationale Kommission zur Aufarbeitung der Geschichte der DGPPN und desVerhältnisses ihrerVorläuferorganisationen zum NS-Regime eingerichtet. Unabhängig von detaillierten Arbeitsergebnissen dieserKommission soll dem Gedenken an die Opfer und der schuldhaften Verstrickung der DGPPN und ihrerVorläuferorganisationen in die Euthanasieaktionen und dem anschließenden Verdrängungsprozess breiterRaum gegeben werden. Der Jahreskongress 2010 der DGPPN ist der Erinnerung an die Opfer gewidmet undwird in einer Gedenkstunde an die Schuld der deutschen Psychiatrie erinnern, die Opfer sollen um Vergebunggebeten werden. Die Ausstellung begleitet dieses Gedenken. Wir gedenken der Opfer – im Angesicht derOpfer.Mit der sogenannten „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ sollten auch Mittel für die Behandlung der als heilbareingestuften Patientinnen und Patienten eingespart werden – und es waren besonders Psychiater, die imNamen einer „modernen Medizin“ über Menschen das Urteil „wertvoll“ oder „wertlos“ fällten. Dass hierunmittelbar Fragen nach einer Legalisierung der Sterbehilfe und einer Priorisierung im Gesundheitssystem aufscheinen,stimmt uns Heutige nachdenklich. Es hat eine Zäsur gegeben. Heute ist sich die Psychiatrie ihrerVerantwortung und ihrer Schuld bewusst. Dennoch aber muss diese Zäsur immer wieder neu erarbeitet undmuss die Erinnerung wach gehalten werden.Als die Ausstellung „In Memoriam“ im Jahr 1999, sechzig Jahre nach dem sogenannten Euthanasieerlassdurch Hitler, im Rahmen des Weltkongresses für Psychiatrie mit einem Vorwort vom damaligen DGPPNPräsidenten Prof. H. Sass in Hamburg gezeigt wurde, stieß sie auf großes Interesse. Die Konfrontation mit demSchrecklichsten der Geschichte der Deutschen Psychiatrie stieß auf ein mehr als nachdenkliches nationalesund internationales Publikum. Zwischenzeitlich wurde diese Ausstellung vielerorts gezeigt, so in München,Augsburg, Ingolstadt, Ravensburg, Kaufbeuren, in Österreich (Wien), in Griechenland (Ioannina), Italien (Pisaund Rom, dort im Psychiatriemuseum Santa Maria della Salute als ständige Ausstellung in einer italienischenFassung) sowie in Spanien (Valencia). Um die Erinnerung an die Oper wachzuhalten, haben wir für denKongress 2010 der DGPPN in Berlin die Ausstellung erweitert und aktualisiert. Zu diesem Anlass wird dervorliegende Katalog von der Gesellschaft herausgegeben, der in einer früheren Fassung 1999 nur imSelbstverlag veröffentlicht und lange Zeit vergriffen war.
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Action T4.- Euthanasia of Children.- Decentralized Euthanasia.- Human Experiments.- Forced Labourers in psychiatry.- Forced Labourers in psychiatry.- The Psychiatrists.- A Psychiartrist.
Zwischen 1939 und 1945 wurden mindestens 160 - 200.000 psychisch kranke und behinderte Menschenim Gebiet des damaligen Deutschen Reichs getötet. Im Rahmen der nationalsozialistischen „Euthanasie-Programme“ waren Psychiater maßgeblich an der Initiative, Rechtfertigung, Planung und Durchführung dieserTötungen beteiligt. Nach Jahrzehnten des Schweigens und Verdrängens hatten Forscherinnen und Forscher inden 1980er Jahren damit begonnen, die Geschichte der Psychiatrie im so genannten „Dritten Reich“ intensivzu untersuchen und das Ausmaß der Taten detailliert zu erfassen.Viel zu lange hatte die deutsche Psychiatrie, haben Psychiater und Psychiaterinnen die Fragen nicht beantwortetund die Dokumente nicht veröffentlicht, die die Verstrickung des eigenen Faches in die Euthanasieaktionender NS-Diktatur ans Licht gebracht hätten. Und viel zu lange auch wurde von den später Geborenenstille Rücksicht genommen auf die schweigenden Kolleginnen und Kollegen. Eine ganze Generation, fast 40Jahre, hat es gebraucht, bis die Psychiatrie in Deutschland in der Lage war, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen.40 Jahre, in denen die Opfer vergessen und ihre Anklagen ignoriert wurden, die Kinderund Angehörigen der Ermordeten, die Zwangssterilisierten und auch die aus ihren Ämtern gedrängten undemigrierten Psychiater.Um die Verstrickungen der Psychiatrie auch dem institutionellen Vergessen zu entreißen, hat die DeutscheGesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) im Jahr 2010 eine unabhängigeinternationale Kommission zurAufarbeitung der Geschichte der DGPPN und des Verhältnisses ihrerVorläuferorganisationen zum NS-Regime eingerichtet. Unabhängig von detaillierten Arbeitsergebnissen dieserKommission soll dem Gedenken an die Opfer und der schuldhaften Verstrickung der DGPPN und ihrerVorläuferorganisationen in die Euthanasieaktionen und dem anschließenden Verdrängungsprozess breiterRaum gegeben werden. Der Jahreskongress 2010 der DGPPN ist der Erinnerung an die Opfer gewidmet undwird in einer Gedenkstunde an die Schuld der deutschen Psychiatrie erinnern, die Opfer sollen um Vergebunggebeten werden. Die Ausstellung begleitet dieses Gedenken. Wir gedenken der Opfer – im Angesicht derOpfer.Mit der sogenannten „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ sollten auch Mittel für die Behandlung der als heilbareingestuften Patientinnen und Patienten eingespart werden – und es waren besonders Psychiater, die imNamen einer „modernen Medizin“ über Menschen das Urteil „wertvoll“ oder „wertlos“ fällten. Dass hierunmittelbar Fragen nach einer Legalisierung der Sterbehilfe und einer Priorisierung im Gesundheitssystem aufscheinen,stimmt uns Heutige nachdenklich. Es hat eine Zäsur gegeben. Heute ist sich die Psychiatrie ihrerVerantwortung und ihrer Schuld bewusst. Dennoch aber muss diese Zäsur immer wieder neu erarbeitet undmuss die Erinnerung wach gehalten werden.Als die Ausstellung „In Memoriam“ im Jahr 1999, sechzig Jahre nach dem sogenannten Euthanasieerlassdurch Hitler, im Rahmen des Weltkongresses für Psychiatrie mit einem Vorwort vom damaligen DGPPNPräsidenten Prof. H. Sass in Hamburg gezeigt wurde, stieß sie auf großesInteresse. Die Konfrontation mit demSchrecklichsten der Geschichte der Deutschen Psychiatrie stieß auf ein mehr als nachdenkliches nationalesund internationales Publikum. Zwischenzeitlich wurde diese Ausstellung vielerorts gezeigt, so in München,Augsburg, Ingolstadt, Ravensburg, Kaufbeuren, in Österreich (Wien), in Griechenland (Ioannina), Italien (Pisaund Rom, dort im Psychiatriemuseum Santa Maria della Salute als ständige Ausstellung in einer italienischenFassung) sowie in Spanien (Valencia). Um die Erinnerung an die Oper wachzuhalten, haben wir für denKongress 2010 der DGPPN in Berlin die Ausstellung erweitert und aktualisiert. Zu diesem Anlass wird dervorliegende Katalog von der Gesellschaft herausgegeben, der in einer früheren Fassung 1999 nur imSelbstverlag veröffentlicht und lange Zeit vergriffen war.
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Produktdetaljer
ISBN
9783642173981
Publisert
2010-11-19
Utgiver
Vendor
Springer-Verlag Berlin and Heidelberg GmbH & Co. K
Aldersnivå
Professional/practitioner, P, 06
Språk
Product language
Tysk
Format
Product format
Heftet
Antall sider
60