Die Religionsgeschichte im Okzident besitzt – wie jede religiöse
Tradition – ein spezifisches Profil, so die These dieses Buches: In
der Spätantike entstand ein neues Konzept religiöser Zugehörigkeit,
das Europa fundamental und bis heute prägt: Menschen konnten einer
„Religion“ nicht mehr nur durch Geburt, sondern auch aufgrund
einer Entscheidung angehören. Das klingt banal, revolutionierte aber
das Religionssystem. Dies dokumentieren Erfindungen des frühen
Christentums: ein Ritus zum Eintritt („Taufe“), religiöse
Unterweisung („Katechese“), Ausbreitung jenseits ethnischer
Grenzen („Universalismus“) durch „Mission“ und
„Konversion“. Diese Elemente führten zu einem neuen, demjenigen
Verständnis von „Religion“, welches heute den umgangssprachlichen
und religionswissenschaftlichen Religionsbegriff prägt. Der Eigensinn
dieser Entwicklung im Okzident wird durch komparative Perspektiven
sichtbar, etwa in der Frage, in welchem Sinn man im Buddhismus von
einer „Mission“ sprechen kann oder in welchem Ausmaß das
Verständnis von „wahrer“ und „falscher“ Religion im Islam auf
dessen Verknüpfung mit der Christentumsgeschichte zurückgeht. Dem
zentralen Kapitel über „Entscheidung“ folgen vier Kapitel zu
kulturellen Konsequenzen einer auf Entscheidung gegründeten
Zugehörigkeit. Zwei gegenwartsbezogene Konsequenzen im Bereich von
Religionspolitik und Kultur werden exemplarisch genannt: Das Problem
religiöser Pluralität, die damit verbundene Verfolgung aus
religiösen Gründen und die dann entstandene Religionsfreiheit sind
nicht ohne die Forderung nach einer Entscheidung in
Religionsangelegenheiten zu verstehen. Und: Das neue Religionskonzept
prägt aufgrund der europäischen Expansion heute das Verständnis von
Religion in einer globalisierten Kultur.
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Produktdetaljer
ISBN
9783110417975
Publisert
2015
Utgave
1. utgave
Utgiver
Vendor
De Gruyter Oldenbourg
Språk
Product language
Tysk
Format
Product format
Digital bok
Forfatter