Was sind die Ziele moralischer Bildung? Angesichts aktueller moralischer Herausforderungen, so ein naheliegender Gedanke, müssen wir zukünftigen Generationen gezielt vermitteln, dass einige Rede- und Verhaltensweisen schlichtweg moralisch problematisch sind, und dass es spezifische moralische Prinzipien gibt, die es zu berücksichtigen gilt. Gleichzeitig provoziert eine solche Überlegung unmittelbar die Sorge, dass es sich bei der Vermittlung spezifischer moralischer Ansichten um eine Form illegitimer Bevormundung handeln würde – sollte es bei moralischer Bildung nicht vielmehr um die Befähigung zur eigenständigen Reflexion moralischer Problemzusammenhänge gehen? Vor dem Hintergrund dieser Spannung zwischen dem Wunsch, klar für konkrete Werte einzustehen und der Sorge, Heranwachsende in ihrem Recht auf eine individuelle Urteilsbildung einzuschränken, möchte ich die Idee diskutieren, dass es bei moralischer Bildung um die gezielte Vermittlung moralischen Wissens gehen sollte – also Wissen darüber, was moralisch richtig und was moralisch falsch ist. Obwohl es sich hierbei um eine durchaus kontroverse Idee handelt, verdient Sie vor dem Hintergrund aktueller moralischer Herausforderungen meiner Meinung nach dringend einer genaueren Betrachtung.
Kann der Philosophieunterricht das Denken und Handeln von Lernenden moralisch verbessern? Während von gesellschaftlicher Seite entsprechende Erwartungen formuliert werden, zeichnet die Philosophiedidaktik ein bescheideneres Bild: Philosophische Bildung, so die verbreitete Ansicht, vermag zwar zu einer kritischen Reflexion moralischer Fragen anzuleiten – ohne dabei aber irgendwelche verbindlichen Antworten vorgeben zu können. Dieses Buch vertritt demgegenüber die optimistische These, dass der Philosophieunterricht Lernenden durchaus direkt vermitteln kann, was moralisch richtig oder falsch ist.
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Biographical note
Dominik Balg ist Juniorprofessor für Philosophie mit dem Schwerpunkt Didaktik der Philosophie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Zuvor war er an der der Universität Tübingen und der Universität zu Köln tätig. Bei Metzler erschienen sind seine beiden Bücher „Leben und leben lassen – eine Kritik intellektueller Toleranz“ sowie „Toleranz – was müssen wir aushalten?“.