Die Dorfgeschichte im Vormärz kennzeichnet eine Ablehnung der
neoklassizistischen « Kunstperiode » zugunsten der von Robert Prutz
definierten « Unterhaltungsliteratur ». Das bedeutet die Hinwendung
des auktorialen Erzählers zur Erzählgegenwart, eine oft
autobiographisch ausgerichtete Ortsgebundenheit, « Oralität » mit
gelegentlicher Verwendung von Dialekt und dem durchgängigen Gebrauch
« einfacher Formen ». Die Darstellung sentimentalischer
Gefühlsregungen der Dorfbewohner entspricht den demokratischen
Bestrebungen der Aufklärung, sie sind Teil ihrer emanzipatorischen
Selbstbestimmung. Während in Frühformen der Dorfgeschichte der
Schweiz (Zschokke, Gotthelf) didaktische Aspekte im Vordergrund
stehen, sind es im Vormärz, der Kernzeit der Dorfgeschichten,
gesellschaftspolitische Anliegen. Nach 1848 degenerierte die
Dorfgeschichte durch zunehmend reaktionären Nationalismus zur «
Heimatliteratur ». Ein erneutes Interesse an Dorfgeschichten begann
in der DDR in den 1960iger Jahren und erfuhr in der BRD um 1980 eine
zunächst nostalgisch geprägte Renaissance, die im Kontext
ökologischer Debatten und einer Skepsis gegenüber Formen der
Akzeleration an Popularität gewann.
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Unterhaltungen mit der Zeit
Produktdetaljer
ISBN
9781800792203
Publisert
2023
Utgave
1. utgave
Utgiver
Vendor
Peter Lang Ltd, International Academic Publishers
Språk
Product language
Tysk
Format
Product format
Digital bok
Forfatter